In der Löwengrube

Das Stück

Ein Stück Theater von Felix Mitterer

„Höllrigl Benedikt hoaß i. Wia mei Vatter. Aus’m Ötztal bin i halt. Aber nit herunten aus’m Dorf, ganz oben in die Schrofen bin i, wo die Hennen sogar Steigeisen tragen.“

Benedikt Höllrigl, ein Tiroler Bauer, hat sich in den Kopf gesetzt, Schauspieler zu werden! Er spricht in einem großen Wiener Theater vor, in zünftiger Lederhose, mit dem Tirolerhut auf den blonden Locken und einem Vollbart im Gesicht. Der Direktor engagiert das „Naturtalent“ als „Wilhelm Tell“. Das Stück wird ein grandioser Erfolg. Die Presse bejubelt den „Triumph des Bauern Höllrigl als Sinnbild der deutschen Eiche“, selbst Reichsminister Goebbels ist hingerissen, und verspricht ihm eine große Filmkarriere.

Was keiner ahnt: Der „Bauer“ ist nicht, was er scheint: er ist in Wahrheit der vor einem Jahr entlassende Jude Arthur Kirsch, der mit seinen Kindern nach Tirol floh, dort den Dialekt erlernte, und nun als „arischer Bauer“ zurückkommt, um im Theater ordentlich aufzumischen. Was folgt, ist ein irrwitziges Spiel rund um Täuschung, Heldenmut, Liebe und Verrat…

Felix Mitterer bedient sich in dieser mitreißenden Theatersatire der wahre Geschichte des Schauspielers Leo Reuss, der sich 1939 mitten „in die Löwengrube“ begab, um als gedemütigter Mensch den Irrsinn einer Rassenideologie ad absurdum zu führen. Ein Abend, der mit seinem Aberwitz berührt, bewegt und, ja! – auf befreiende Weise erheitert.

  • Regie Joachim Rathke
  • Ausstattung Kurt Pint
  • Musik Georg Wilbertz
  • Es spielen Sven Kaschte
  • Hemma Clementi
  • Nora Dirisamer
  • Christian Bauer
  • Harald Bodingbauer
  • Matthias Hack
  • Jakob Hofbauer
  • Rudi Müllehner
  • Andreas Pühringer
  • Alfred Rauch
  • Maximilian Bendl
  • Maximilian Modl

Regisseur Joachim Rathke dirigiert minutiös dieses Theater im Theater, die Bühne in die Mitte der Scheune gesetzt (Ausstattung: Kurt Pint). Er spannt ein dichtes Netz an Zuschreibungen, wer ist das Andere, das Fremde, Jude oder Jüdin? Alles hängt an der Rolle des Arthur Kirsch, Sven Kaschte füllt sie hinreißend aus. Hemma Clementi seine Frau Helene, hemmungslos karrieregeil unter dem Deckmantel der Kunst. Alfred Rauch als Polacek ein Nazi der ersten Stunde, wegen seiner angeblich jüdischen Visage vom „Tiroler“ denunziert. Die stille Olga (Nora Dirisamer) in notwendig absurder Selbstverleugnung, sie dient sich dem Herrenmenschen Strassky (Jakob Hofbauer) als Schlampe an. Aber bittschön keine jüdische, sondern arische Schlampe! Harald Bodingbauer ist als Bühnenmeister Eder der gute und witzige Geist. Ein atemberaubend intensiver Auftritt von Rudi Müllehner, der als oberstes NS-Kulturmännchen absolute Macht ausstrahlt. Ein rundum beglückender Theaterabend. Im Publikum Felix Mitterer, im tobenden Schlussapplaus auf die Bühne geholt. Standing Ovations.

Neues Volksblatt, 12. Juli 2019

Alles stimmte bei der Premiere von Felix Mitterers ,,In der Löwengrube" beim theaterSpectacel Wilhering! Das kraftvolle Stück über einen Juden, den die Nazis für einen Tiroler halten. inszenierte Joachim Rathke so, dass man dem Bösen ins Gesicht lachen konnte, ohne dabei den Ernst der Lage zu yergessen.

Kronenzeitung, 12. Juli 2019

In kaum einem Theaterstück kommen dem Publikum Opportunismus absolutistischer Regimes, katastrophaler Zynismus, Konkurrenzkämpfe unter Kollegen und Beliebigkeit von Beziehungen so tragikomisch nahe wie bei Felix Mitterers "In der Löwengrube". Und wenn dann noch Regisseur Joachim Rathke ein handverlesenes Ensemble zusammentrommelt und mit diesem Text das 25-jährige Bestehen seines theaterSPECTACELS Wilhering in der Scheune des Stifts zelebriert, dann kann wie bei der Premiere am Mittwoch ein dramatisches Sommerereignis entstehen. Das theaterSPECTACEL triumphiert in seinem Jubiläumsjahr. Sven Kaschte gelingt eine fulminante Kirsch/Höllrigl-Verwandlung. Er wuchtet den breitbeinigen Tiroler Edel-Arier mit angeberischer Selbstverständlichkeit auf die kahle, mit liebevollen Theater-Andeutungen ausgestattete Bühne. Andreas Pühringer ist groß als fahrig bis besonnen der Bühne verpflichteter Theaterdirektor Meisel. Die fein überdachten Dialog-Nuancen ziehen das Publikum mitten ins Geschehen, ohne zu zerren. Ein Schauspieler-, Regie- und Text-Glücksfall und eine rare Verführung zu sinnstiftendem Theater mit politischer Dauerrelevanz.

OÖN, 12. Juli 2019

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